News

©Image: Gabe Pierce / unsplash.ch

08 Juli 2025

"Setzen Sie sich nicht hinters Steuer, wenn ihre Fahrtüchtigkeit eingeschränkt ist."

Die Kantonspolizei Freiburg schlägt Alarm: Die Zahl der Fälle von Fahruntüchtigkeit im Strassenverkehr explodiert.

Alkohol, Drogen, Medikamente oder Müdigkeit – die Risiken sind vielfach und die Konsequenzen wiegen oft schwer. Über ein Phänomen, das um sich greift.
Jetzt, wo der Sommer vor der Tür steht, häufen sich die Gelegenheiten zum Feiern: Jugendfeste, Musikfestivals, Abende mit Freunden … Nebst dieser ausgelassen-geselligen Lebensfacette aber rückt noch eine andere Realität ins Scheinwerferlicht, die schliesslich sehr viel stärker bewegt: Kontinuierlich mehren sich die Fälle von Fahruntüchtigkeit auf den Freiburger Strassen. Die Kantonspolizei warnt – und orientiert sich dabei an der nationalen Präventionskampagne des Bundesamts für Unfallverhütung (BFU). Alle Statistiken zeigen es klar: Seit dem Ende der Pandemie ist die Zahl der Fälle von Alkohol-, Drogen- und Medikamenteneinfl uss sowie Müdigkeit am Steuer dramatisch gestiegen.

Von Januar bis Mai 2025 hatten bei Kontrollen 360 Personen Alkohol im Blut – 2024 lag die Zahl im gleichen Zeitraum noch bei 342 Personen und im Jahr 2019 bei 309. Dies ist umso aufschlussreicher, wenn man bedenkt, dass dieses Frühjahr insgesamt weniger Personen kontrolliert wurden. Im Verhältnis hat sich die Zahl der Verstösse pro Verkehrskontrolle also erheblich erhöht. Bei den Betäubungsmitteln zeigt sich der gleiche Trend: Im Jahr 2024 wurden 567 Personen angehalten, die unter Drogeneinfl uss ein Fahrzeug lenkten, 2023 waren es 442. Die Kontrollen fanden zu jeder Tageszeit statt. "Es handelt sich nicht mehr nur um ein Phänomen der Nacht. Wir haben auch positive Fälle um 8 Uhr in der Früh", erklärt Laurent Rey, Chef Verkehrspolizei und -sicherheit. Die Verharmlosung von psychoaktiven Substanzen scheint sich defi nitiv zu etablieren, wie auch der Mischkonsum von Alkohol und Cannabis oder Kokain, was die Eff ekte auf sehr gefährliche Weise multipliziert.

Und die Folgen sind dramatisch, in administrativer wie auch in sozialer und strafrechtlicher Hinsicht. Rey berichtet zudem, dass einige Personen Blut- und Urintests verweigern: "Wichtig zu wissen ist, dass auch dies den Führerscheinentzug zur Folge hat, denn wer einen Alkohol- oder Drogentest verweigert, macht sich strafbar. Je nachdem welche Substanz vermutet wird, kann – zum Eruieren, ob die Person fahrtüchtig ist – eine entsprechende Massnahme eingeleitet und, in einem weiteren Schritt, die medizinische Notwendigkeit einer Rehabilitationsmassnahme durchgesetzt werden. Der weitverbreitete Glaube, Verweigerung schütze vor Konsequenzen, ist ein Irrglaube: Die Faktenlage wird durch die Verweigerung nur noch komplexer. Ein anderes Phänomen, das immer öfter beobachtet wird, ist die Schläfrigkeit am Steuer. Die Zahlen sind zwischen 2022 und 2025 beinahe um das Doppelte angestiegen, von 11 auf 20 Fälle im Zeitraum von Januar bis Mai. Chronischer Stress, Schlafapnoe, Schlafmangel und Nebeneff ekte von Medikamenten sind die Ursache. "Das Unterschätzen von Müdigkeit kann dramatische Folgen haben", sagt der Polizeichef.

Und dann ist da noch das Problem mit den "Ersatz"-Fahrzeugen. Unter Alkoholeinfl uss entscheiden sich manche gegen das Auto und nehmen stattdessen das Velo, den Scooter oder das Töffl i. Ein grosser Fehler: Auch diese Fahrzeuge unterstehen dem Gesetz. Bei einer Kontrolle oder einem Unfall wird auch da jegliches Fehlverhalten sanktioniert. Alle diese Fakten zwingen die Kantonspolizei dazu, ihre Strategien anzupassen. Sie führt vermehrt sichtbare und zufällige Kontrollen durch, Tag und Nacht, werktags und an den Wochenenden. Aber auch Präventionsmassnahmen – in Anlehnung an die Kampagnen des BFU – kommen zum Zug, mit dem Ziel, alle Generationen zu sensibilisieren, vor allem auch die jungen Lenkerinnen und Lenker mit Führerausweis auf Probe. Die Botschaft ist simpel: "Wenn ich fahruntüchtig bin, nehme ich kein Steuer in die Hand und auch keinen Lenker." Die vorzuziehenden Alternativen sind: das Taxi, die Heimfahrt mit einer an diesem Abend nüchtern gebliebenen Person oder das Übernachten vor Ort. "Sehr oft begegnen wir angetrunkenen Lenkerinnen und Lenkern, die es nicht weit haben bis nach Hause", sagt Laurent Rey. Wer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steht und sich trotzdem hinters Steuer setzt, kalkuliert falsch und lässt sich von der Illusion leiten, dass das Risiko, auf einer kurzen Strecke in eine Polizeikontrolle zu geraten, klein ist. Die Bevölkerung zu schützen, bleibt oberste Priorität.

So weichen Sie Risiken aus
  • Überprüfen Sie Ihre Fahrtüchtigkeit: Setzen Sie sich unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss und bei Schläfrigkeit nie hinters Steuer.
  • Unterschätzen Sie Müdigkeit nicht: Schlafmangel kann genauso gefährlich sein wie das Konsumieren psychoaktiver Substanzen.
  • Keine falschen Kompromisse: Bei einer Fahrt mit eingeschränkter Fahrtüchtigkeit auf dem Velo oder Scooter gelten die gleichen Gesetze – dies sind keine geeigneten Alternativen.
  • Planen Sie Ihre Heimreise im Voraus: Nehmen Sie ein Taxi, bestimmen Sie gemeinsam eine Person, die an diesem Abend fährt und nicht trinkt, oder übernachten Sie vor Ort.
  • Setzen Sie nicht auf die kurze Distanz: Unfälle und Verkehrskontrollen sind auch auf Strecken von wenigen hundert Metern eine Realität.
  • Anerkennen Sie die Kontrollen: Durch das Verweigern eines Alkoholoder Drogentests lösen sich die Konsequenzen nicht in Luft auf – im Gegenteil.

Weitere News