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07 Juli 2020

Ein langsamer Aufschwung

Die Coronakrise hat sich stark auf die Automobilbranche ausgewirkt. Im Juni lockten die Garagen mit zahlreichen attraktiven Angeboten. Die Garagisten blicken mit verhalten-der Zuversicht in die Zukunft.

Am 15. Juni quellen die Webseiten der Schweizer Autoimporteure vor Angeboten über. Alle stecken voller Tatendrang und haben es eilig, ihr Geschäft wieder anzukurbeln. Die Garagisten haben beträchtliche Lagerbestände, die es abzusetzen gilt: Fahrzeuge, die sie vor der Krise gekauft haben und die in ihren Lagerhallen stehen, während immer neue Autos hinzukommen.
 Peugeot kündigt ein "0% Leasing auf Lagerfahrzeugen an. Bei BMW "ist die Freude zurück" und es werden "0.9% Leasing auf Lagerfahrzeugen" angeboten. Auch Toyota kündigt ein Leasing zu 09% sowie eine Prämie von CHF 5000.- an. Renault lockt beim Kauf eines Renaults mit einem "Welcome Back Bonus bis CHF 10 000.–". Alle diese Angebote gelten für Lagerfahrzeuge.

Verhaltene Zuversicht

Die Garage Berset in Marly und La Tour-de-Trême führte vom 15. bis 20. Juni eine Crazy Week mit einmaligen Prämien von CHF 3'000.- bis CHF
7'000.- auf Lagerfahrzeugen durch. Sophie Berset, die Enkelin des Gründers des 60-jährigen Unternehmens, leitet die Garage in La Tour-de-Trême: «Natürlich hatten wir Angst, als die Krise ausbrach. Wir mussten für unsere Mitarbeitenden Kurzarbeit beantragen. Nur zwei Personen haben weiterhin in unseren Werkstätten gearbeitet, um dringende Reparaturen vorzunehmen.» In der Folge haben die Geschäftsleiter ihre Kreativität unter Beweis gestellt: «Wir haben einen Pick-up-Service auf die Beine gestellt und die Fahrzeuge der Kunden bei ihnen zu Hause abgeholt, beispielsweise für einen Reifenwechsel.» Die Garagen haben sich auch im Online-Verkauf versucht, dieser kann den direkten Kontakt mit der Kundschaft jedoch nicht ersetzen. «Wir haben beschlossen, das Glas halbvoll zu sehen, auch wenn wir manchmal mitten in der Nacht aufgewacht sind und uns gefragt haben, wie wir die Autos, die wir vor 5 oder 6 Monaten bestellt hatten und die in Lastwagen geliefert wurden, an die Kunden bringen sollen.» Am 15. Juni, als das Unternehmen seine Kampagne zur Wiederankurbelung der Verkäufe startete, standen 80 Toyota – seine Hauptmarke – in den Lagerhallen.

Die Garage wandte sich zudem direkt an ihre Stammkunden, um ihnen das Angebot zu unterbreiten. Sophie Berset geht davon aus, dass interessierte Käufer zur Unterstützung des Aufschwungs auch noch im Juli von einem günstigen Leasing-Angebot profitieren könnten.
«Ich hoffe auch, dass sich die Leute sagen werden: Jetzt, da wir nicht in die Ferien fahren werden, könnten wir doch ein neues Auto kaufen».
Was ist mit den Kunden, die ein Auto bestellt haben, kurz bevor die europäischen Fabriken ihre Produktion eingestellt haben? «Bislang hatten wir nur drei Fälle in Marly und La Tour-de-Trême. Wir haben unseren Kunden bis zum Eintreffen dieser Autos Ersatzfahrzeuge angeboten.» Sophie Berset unterstreicht in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Dienstleistung. Um den Aufschwung zu fördern, müssen die Unternehmen mehr denn je ihre Kundschaft pflegen.

Bei der Garage Schwaller – Ponthaux – hat das Arbeitsvolumen während der Krise um 90% abgenommen. Laut Patrick Schwaller, der die Garage mit seinem Cousin Alexandre führt, sind die Verkäufe «komplett eingebrochen». Er sagt, dass er «mit verhaltener Zuversicht in die Zukunft blickt. Die Geschäfte kommen wieder in Gang. Wir sind auf einem guten Weg. Aber was wir natürlich nicht unter Kontrolle haben, ist das mögliche Auftreten einer zweiten Welle der Krise.» Die Garage bietet ebenfalls Lagerräumungsaktionen an, jedoch, wie er sagt, «nicht zu irrwitzigen Preisen, denn seit einigen Jahren werden auf dem Markt das ganze Jahr über Aktionen angeboten.» Heute herrscht ein permanenter Preiskampf.
In der Garage de l'Autoroute J.-F. Lacilla SA in Matran «blieb die Werkstätte während der Krise offen, jedoch mit reduziertem Betrieb», erklärt der Geschäftsführer Jean-François Lacilla. «Nach einem Monat sind die Leute langsam wiedergekommen. Heute hat die Werkstätte ihre Tätigkeit wieder voll aufgenommen. Schwieriger sieht es bei den Verkäufen aus, weil die Leute angesichts der derzeitigen Unsicherheit zögern, Entscheidungen zu treffen und sich beispielsweise auf einen langfristigen Leasingvertrag festzulegen.» Die Garage will kein Preisdumping betreiben, denn seit 2008 gibt es dauernd irgendwelche Aktionen. «Wir verfügen natürlich über einen grossen Lagerbestand, aber wir wollen den Markt nicht durch drastische Preissenkungen kaputt machen.»
Die Freiburger Garagisten, mit denen wir gesprochen haben, sind daher zuversichtlich, auch wenn es noch viele offene Fragen gibt. Diese werden im Zuge des aktuellen Umbruchs auf dem globalen Automobilmarkt noch verschärft.

Ein drastischer Rückgang

Der Automobilmarkt hat stark unter der Krise gelitten. auto-schweiz hat Bilanz gezogen: «Die durch die Corona-virus-Krise ausgelöste Talfahrt am Schweizer Automarkt hat im Mai ihre Fortsetzung gefunden. Im vergangenen Monat sind lediglich 13'890 neue Personenwagen immatrikuliert worden, 50,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Nach dem Minus von 67,2 Prozent im April hat die Wiedereröffnung der Schauräume vom 11. Mai demnach noch keinen spürbaren Erholungseffekt gebracht. Seit Jahresbeginn fehlen der Schweizer Autobranche im Vergleich zum Vorjahr 38,9 Prozent der Neuimmatrikulationen von Personenwagen.
 

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