Der TCS hat gemeinsam mit der PH Freiburg und der Freiburger Kantonspolizei neues Lehrmaterial zur Verkehrserziehung für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Eine Reportage.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Trotz des strömenden Regens am Morgen des 15. Mai 2024 haben sich die Schülerinnen und Schüler der Primarschule von Courtepin für eine Lektion in Verkehrserziehung auf ihre nassen Velos geschwungen. Ein kleiner Junge in einer gelben Windjacke kurvt geschickt im Slalom zwischen den Verkehrskegeln hindurch, um dann über eine schräge Rampe hinunterzufahren.
Er gehört zu den ersten kleinen Schweizerinnen und Schweizern, die am neuen Verkehrserziehungsprogramm teilnehmen, das der TCS in enger Zusammenar beit mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Freiburger Kantonspolizei lancierte.
Nach einer über zweijährigen Vorbereitungszeit wurde das Projekt "Die Mobeeez" am 15. Mai eingeweiht, u.a. mit einer Pressekonferenz, an der das Projekt vorgestellt wurde. Mittelfristig soll das Programm "Die Mobeeez" in der ganzen Schweiz eingeführt werden. Guillaume Humbert ist Lehrer an der Primarschule in Courtepin. Seine Klasse gehört zu den ersten, die den neuen Verkehrsunterricht besuchen: "Heute nehmen meine Schülerinnen und Schüler an drei Workshops teil: ein Velo-Parcours, ein Workshop zum Thema Sichtbarkeit und ein Kartenspiel-Workshop. Sie sind sehr begeistert!" Während der Entwicklung von "Die Mobeeez" wurde die gesamte Methode der Verkehrserziehung neu überdacht. Joris Felder der PH Freiburg erklärt: "Der TCS wollte das Material für die Schulen völlig neu gestalten." Bisher war die Verkehrserziehung nicht wirklich in den übrigen Unterricht eingebunden. Künftig wird "Die Mobeeez" in den Unterricht sowie in den Westschweizer Lehrplan integriert. Die Schülerinnen und Schüler bereiten den Besuch der Polizei für die Verkehrserziehung in den Lektionen Deutsch/Französisch, Bildnerisches Gestalten und Geschichte vor. Joris Felder weiter: "Es ist eine wichtige Modernisierung: Die in den Schulunterricht integrierten Sequenzen erfüllen die Kriterien des Westschweizer Lehrplans". Und natürlich auch jene seines deutschsprachigen Pendants, der Lehrplan 21. Marc Baertsch, der beim TCS für die Verkehrserziehung zuständig ist, erklärt: "Eines der Module kann während des Unterrichts in Bildnerischem Gestalten behandelt werden. In diesem Modul lernen die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Verkehrsschilder anhand der Werke des Künstlers Ben Heine kennen".
Die Kantonspolizei spielt weiterhin eine zentrale Rolle und setzt ihre Arbeit in den Schulen fort. "Die Verkehrserziehung ist integraler Bestandteil unserer Aufgaben. In der direkten Begegnung mit den Kindern bereiten wir sie bestmöglich auf die Gefahren des Strassenverkehrs vor. Wir begleiten sie, damit sie sich im Verkehr selbstbewusst und sicher verhalten", erklärt Oberleutnant Laurent Rey, Chef der Verkehrspolizei und der Verkehrssicherheit bei der Freiburger Kantonspolizei.
Das neu entwickelte Werkzeug umfasst eine Reihe von Unterlagen, anhand derer Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern sich auf spielerische und spannende Weise mit der Verkehrserziehung befassen können. Dank der Zusammenarbeit mit seinen Partnern konnte der TCS das Lehrmaterial, das den Lehrpersonen und den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung steht, komplett überarbeiten. Er hat zudem ein sehr kohärentes Konzept entwickelt, damit sich auch die Eltern an der Verkehrserziehung ihrer Kinder beteiligen können, und zwar mit Materialien, die sie zur Vertiefung der in der Schule geleisteten Arbeit verwenden können. Der TCS ermutigt die Eltern, einen aktiven Part zu übernehmen, wenn ihre Kinder in der Schule Unterricht in Verkehrserziehung erhalten. Auf der Website von "Die Mobeeez" stehen ihnen verschiedene Hilfsmittel und praktische Aktivitäten zur Verfügung: "Die Rolle der Eltern ist äusserst wichtig. Sie sollen ihre Kinder dazu ermutigen, zu Fuss oder mit dem Velo zur Schule zu gehen. Der TCS setzt sich dafür ein, den Eltern Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihre Kinder auf eine bewusste und sichere Mobilität vorzubereiten", meint Marc Baertsch abschliessend.
Zu viele Kinder werden Opfer von Unfällen
Gemäss dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) waren im Jahr 2023 bei 2155 Unfällen mit Fahrzeugen aller Art Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren verwickelt, wobei 910 verletzt wurden und 6 verstorben sind. Im gleichen Zeitraum waren Kinder dieser Altersgruppe, die mit Velos, Trottinetts oder ähnlichen Geräten unterwegs waren, an 440 Unfällen beteiligt. Bei diesen Unfällen kamen 2 Kinder ums Leben und 331 erlitten Verletzungen. Bei zwei Dritteln dieser Unfälle war das Kind selbst für den Zusammenstoss mit einem anderen Verkehrsteilnehmenden oder für seinen eigenen Sturz verantwortlich.